Donnerstag, 5. März 2009

Ich bin Buddhist

Liebe Leser,

Mal wieder sitze ich wartend im AKH und trainiere die Gelassenheit. Ich sitze hier wartend und tippe diesen Text in mein Handy (ich steh auf diese Technik- Gimmicks) - und warte.
Ich glaube ich bin Buddhist. Ungeachtet dessen, dass sich das natürlich nicht auf die Gelassenheit reduzieren lässt, bin ich der festen Überzeugung, dass sie derweil Antistresspräparate aus meinem Blut extrahieren werden. So ich meinen Körper (vulgo "De Baustö") der Wissenschaft überlasse. Das habe ich aber nicht vor, da dürfen jetzt schon zu viele mitspielen. Zu viele Menschen, die ich viel zu wenig kenne, legen an mir Hand an. Und noch dazu an Stellen, die wirklich nur medizinisch Sinn machen - nix mit Mythen und unerfüllten Männerphantasien über Schwestern, Ärztinnen etc. Jaja ich weiß, da kommt das Machoschwein durch - ich entschuldige mich ... auch gleich im Voraus für das was ich da noch schreibe.
Zum Status:
Die letzte Woche der Strahlentherapie beginnt und das passt soweit. Einzig mein Port-a-cath (PAC), dieses Implantat, dass subkutan einen dauernden Zugang zu meinen Venen herstellt, der PAC also macht Probleme. Ich habe das nicht eben sehr erquickende Gefühl dieses Schläucherl in meiner Vene nahe am Herzen zu spüren. Und es gäbe wirklich andere Dinge, die mir eigentlich am Herzen lägen (der Konjunktiv hat schon was). Ich weiß noch nicht genau ob das alles so sein soll. Ich weiß auch nicht ob die Zustände die mich am Wochenende ereilten (es ging mir teilweise besc... eher nicht so gut) hauptsächlich psychisch bedingt waren. Ich weiß nur, dass was ich schon letztens versprechen durfte: Ich warte.
Am Montag 2 Std. liegend, da mein Kreislauf fast den Dienst verweigerte; am Dienstag 2,5 Std. auf ein weiteres Arztgespräch und heute (jetzt) seit fast 4 Std. auf das Ziehen der Nähte und eine kleine Fragestunde mit einem Chirurgen. Ich warte. Ich bin Buddhist. In meinem nächsten Leben werde ich wieder hektisch. Als Weinbergschnecke zum Beispiel oder als Kontinentalplatte. Ich warte.
Ehrlicherweise muss man natürlich schon sagen, dass die Ärzte hier sicher höllisch viel arbeiten. Es ist nur zu viel los. Außerdem, denke ich, sammelt sich hier in dieser Ambulanz alles, was irgendwie "beoperiert" gehört - vom eingewachsenen Zehennagel bis zur Ersatzleber oder künstlichen Herzklappe.
"Hab'n die kein Zuhause, ich will zu Dir" (H. Grönemeyer)
Naja however ... ich warte ... Ich bin Buddhist - nein- eigentlich Lehrer. Und da soll noch einer behaupten, wir arbeiten nix. Irgendwann bin ich dann hoffentlich wieder daheim und kann den Text auf den Computer übertragen, aber vorher geh ich auf 's Klo. Wie gesagt ich warte schon ein bissi.


Euer MP (Laienmediziner f. Onkologie, Thoraxchirurgie und Orthopädie)

Nachtrag:
10:00 Anmeldung in der Ambulanz
14:40 aufgerufen - ab in eine Kabine (nach über 4,5 Std!!!)
15:10 fertig - Transport wird bestellt
16:10 RK Wien kommt
16:25 nach 15 min Bürokratie Abfahrt
17:45 Ankunft zu Hause (Abfahrt war um 08:00)

DANKE


2 Kommentare:

WOLKENGEDANKEN hat gesagt…

Na wer weiß, ob dir das "Buddhistentum" oder zumindest das Meditieren nicht wirklich gut tun würde. Bevor du im nächsten Leben zur Kontinentalplatte wirst, das wär doch eher fad :)) Alles Gute, soviel ich bei Lektüre von diesem einen post verstanden habe, dauerts nicht mehr lange. Aber ich werde mich noch zurücklesen :)) kollegiale Grüße

Anonym hat gesagt…

"wir sind viel mehr als unsere lebensumstände, ob großartig oder bescheiden, auch wenn wir die tendenz haben, uns durch unsere lebensumstände zu definieren." elisabeth kübler-ross