Freitag, 24. April 2009

Oida, es reicht ...


Status:

1) Ein Vergleich zwischen dem Planungs- CT für die Strahlentherapie von Anfang Februar und dem PET/ CT von Ende März (2 Monate) hat gezeigt, dass es bei dem Tumor in der Hüfte kein weiteres Wachstum gegeben hat. Das ist gut! Laut meines Oberarztes ist das auch das Ziel bei Sarkomen, dem Tumortyp, der bei mir vorliegt - Verringerung des Wachstums bzw. Wachstumsstopp. Mit einem Rückgang, einer Verkleinerung war nicht zu rechnen, und das wusste ich auch schon vorher.
2) Meine Blutwerte schauen relativ katastrophal aus, was meine Leberwerte betrifft. "Relativ" weil auch das schon als Nebenwirkung der Chemotherapie mit "Yondelis" vorhergesagt war. Das restliche Blutbild ist fast in Ordnung und weit, weit weg von "bedenklich".
3) Am Dienstag geht es zum nächsten Zyklus wieder ins AKH. Danach wird mir wieder eine Woche übel sein. Übel genug um es schlecht zu finden, aber nicht so übel, dass ich ... ich lasse die Details mal weg. Ich habe mich mit Präparaten (schulmedizinisch, homöopathisch und naturheilkundlich) versorgt, die das abschwächen werden.
4) Meine Haare sind wie gesagt viel kürzer, aber noch da. Ist mir eigentlich auch recht und tut nichts zur Sache. Das Scheren war auf jeden Fall die richtige Entscheidung - gefällt mir irgendwie besser. Siehe Video am Ende - Wie du mir so ich Dir ...
5) Die Schmerzen in Rücken und Hüfte sind nach wie vor stark und haben vermehrt mit Verspannungen etc. zu tun, die aus Fehl- und Schonhaltungen resultieren (Diagnose Dr. Pahr). Nachdem Wechsel zu einer neuen Physiotherapeutin werden auch wieder Triggerpunkte behandelt, was dem Schmerz an sich ja eine neue, wohltuende Dimension verleiht - Kenner wissen bescheid. Die Massagetechnik zu wechseln ist meiner Meinung nach auch gut um dem Körper ein wenig Abwechslung zu gönnen. Außerdem konnte ich die Fahrtzeiten drastisch reduzieren (Maria Enzersdorf statt Baden). Der Wechsel hat bitte nichts mit der Qualität der Therapien in Baden zu tun, diese waren hervorragend.

Die Tatsache, dass mir das alles zeitweise "ziemlich am Socken geht" ist auch nichts Neues. Wer liegt den schon gerne im dunklen Schlafzimmer wenn draußen die Natur bei bestem Wetter den Frühling zelebriert? Ich muss mich nur immer wieder dazu zwingen auch liegen zu bleiben. Das Schmerzniveau steigt indirekt proportional zur Anzahl und Dauer der Ruhepausen, also: wenig Liegen = viel Schmerz. Das hat aber auch sein Gutes. Der Mensch an sich ist ja nicht sooo intelligent wie gern mal formuliert wird. Er benutzt ja die Mittel der alten und neuen Pharmazie um sämtliche Warnungen und Schutzmechanismen seines Körpers auszuschalten. Es hat also durchaus etwas Regulierendes, wenn ich den Schmerzmittelkonsum etwas niedriger halte und meinem Körper somit die Möglichkeit gebe sich zu artikulieren.

Frei nach dem Motto: "Oida, es reicht! Ab in die Waagrechte mit dir, und gusch!

"De Baustö" (mein Körper) ist nicht immer höflich mit mir, aber in diesem Sinne ...

Euer MP (Laienmediziner f. Onkologie, Thoraxchirurgie und Orthopädie)

... und gusch!





Mittwoch, 15. April 2009

Nächster Halt ...Chemotherapie

Jetzt war es also soweit. Letzte Woche bekam ich die erste Infusion meiner neuen Chemotherapie. Trabectedin als Wirkstoff - Die Infusion dauerte etwa 26 Stunden, was relativ mühsam war - problemlos aber mühsam. Über die Wirkung kann ich naturgemäß nichts sagen, außer dass mir seit etwa einer Woche leicht bis mäßig übel ist. Naja.

Von meinem PET/ CT weiß ich auch schon, dass in meinem Körper keine Überraschungen aufgetaucht sind - nichts Neues also - die anderen Tumore kannte ich ja schon (Lunge, Leber, Hüfte).

Das Positive daran ist auch, dass der Tumor in der Hüfte offenbar nicht oder nicht so stark gewachsen ist - ist ja auch schon was, oder?

In 2 Wochen gibt es die nächste Charge der Chemo, morgen lass ich mein Blut checken und ab nächster Woche bin ich bei einer neuen Physiotherapeutin.

Das Einzige, was mich wirklich wurmt ist die Tatsache, dass ich offenbar letzte Woche während unseres, sowas von genialen "Osterurlaubs" im Burgenland nicht ruhig genug geblieben bin und daher jetzt mehr liegen muss um die Schmerzen zu bändigen. Und das bei dem Wetter :-(

Und weil das Wetter so toll ist, die Natur dermaßen Gas gibt und ich keine Frisurenprognose abgeben kann, haben sich mein Sohn und ich entschlossen die Haarlänge auf einheitliche 12 mm zu bringen - praktisch.
Und sollten sie mir doch ausgehen, fällt es nicht weiter auf - naja fast.

Euer MP (Laienmediziner f. Onkologie, Thoraxchirurgie und Orthopädie)


Sonntag, 5. April 2009

Was wirklich wichtig ist:

"mir is wichtig, dass alle gesunde Zähne haben!"

... hieß es zumindest irgendwann in den 1980ern in einer Zahnpastawerbung. Und das ist ja rein prinzipiell natürlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Wenngleich man hier anmerken muss, dass dieser Punkt auf meiner persönlichen Rangliste, als Detailanspruch wahrscheinlich nicht mal in die Top 10 kommt. Die Gesundheit an sich werte ich als - mehr oder weniger - höchstes Gut. Kann auch sein, dass hier das "Nichthaben" das "Wollen" verstärkt.

Immer wieder stelle ich allerdings auch fest, dass gerade die Familie als Quelle unbändiger Energie für mich immer wichtiger geworden ist. Nichts ist mit dem familiären Rückhalt aufzuwiegen. Ich erkenne auch jetzt recht deutlich wie wichtig die funktionierende Familie ist und das erleichtert auch die Akzeptanz des zu investierenden Aufwandes. Das bedeutet, dass eine Familie natürlich auch Arbeit ist. Nicht im Sinne von Hausarbeit und Haushaltsführung, was dankenswerterweise zum Großteil von meiner Frau unbeirrt und aufopfernd gemacht wird. Nein, ich meine auch, dass an den Beziehungen gearbeitet werden muss - und zwar an allen - Mann/ Frau, Vater/ Kind, Mutter/ Kind, ... Es gibt hier nichts, was von alleine kommt oder auf ewig bleibt. Die Tatsache, dass unsere Ehe seit gut 10 Jahren so funktioniert, zeigt mir ja, dass wir da einiges nicht ganz falsch gemacht haben. Und niemand erhebt hier den Anspruch auf Problemlosigkeit.

Aber nicht nur das ist mir in den letzten Tagen/ Wochen wieder klarer geworden. Viel mehr habe ich auch erkennen dürfen, dass die strahlenden Persönlichkeiten in der näheren und weiteren Umgebung, die Vorbilder aus Kindertagen und die Personen, die man teils ein wenig neidvoll betrachtete auch selbst manch sehnsüchtigen Blick herüber werfen. Und diejenigen von uns, die es bis jetzt noch nicht begriffen haben, lernen so die entsprechende Wertschätzung. Die Höhe des Gehalts, die ganze Kohle, die man verdient nützt ja nichts, wenn man dann die schönste Aussicht in seinen 1000 m² Garten ganz alleine hat. Und ich bin auch immer wieder froh, mich nicht mehr balzend präsentieren zu müssen. Die Anzahl der Suchenden, die das auch als Problem sehen ist enorm. Und da bin ich glücklich. Ich erlaube mir ein kleines hämisch verschmitztes Grinsen in mich hinein, wenn ich Frau "SchönundGut" und Herrn "SuperWichtig" beobachte wie sie erst "totaal llllässig abfeiern" um dann Stunden später betrübt alleine heimzuwanken. Den kleinen, meinerseits liegeneden Neid über die hemmungslosen Sexabenteuer, von denen sie erzählen lassen wir hier mal weg ;-). Ich bin glücklich.

Ich habe unlängst sehr verständnislose Blicke in einem Gespräch geerntet, als ich äußerte wie gut es mir doch geht.
Ja, stimmt! Ich starte morgen meine Chemotherapie, aber es geht mir gut. Ich habe keine Ahnung was mich an Nebenwirkungen (Schmerzen, Übelkeit, etc) erwartet, aber es geht mir gut. Es geht mir blendend, denn ich weiß, dass ich nächste Woche all dies sicher nicht alleine durchstehen werde müssen. Ostern in der Familie - mit Eltern, Kindern, Enkelkindern, Geschwistern, ... - in einer Natur, die derzeit explodiert.
Nichts in der Welt kann einem so viel Energie geben!
Und die Christen unter euch wissen, dass es zu diesem Termin ja jemanden gegeben haben soll, der andere Probleme gelöst hat. Auch wenn das mit der Auferstehung für meine Situation ein wenig hoch gegriffen scheint, nehme ich die ganze Energie aus meiner Umgebung mit um dann mit vollem Schwung die kommenden Phasen durchstehen zu können.

Mein "Lottogewinn" sind zwei gesunde Kinder und eine funktionierende Ehe mit einer traumhaften Frau. Und die letzte chemo- bedingte Glatze hat mir keine Schmerzen verursacht.

Also worüber soll ich mich beschweren - über nix - momentan zu mindest.

Euer MP (Laienmediziner f. Onkologie, Thoraxchirurgie und Orthopädie)