Samstag, 18. Juli 2009

Info - Boje; Zusammenfassung

Diesen Eintrag habe ich im AKH verfasst, als ich wiedermal zur Chemotherapie dort war. Danach lag ich wieder gut 10 Tage im Bett um zu regenerieren. Jetzt stelle ich ihn online, da wir demnächst zum Kurzurlaub ins Burgenland aufbrechen und ich vorher noch diese "Info- Boje" setzen will. Gut geht' s mir nicht wirklich. Die letzte Woche war höllisch. Zu heiß, zu feucht, zu uff und zu bääh.

Ich weiß, es ist still geworden. Der letzte Eintrag liegt einen Monat zurück und die Anfragen bei mir häufen sich. Mir ging es auch nicht sooo gut, zumindest nicht den ganzen Monat. Jetzt, wo ich wieder im AKH liege und ich mich mit meinem Freund dem Infusionsautomaten um die Wette langweile, habe ich wieder Zeit und Muße ein wenig nachzudenken und zu schreiben. Ich werde nun einige Probleme schildern, die von Lesern, die an diversen Details nicht so interessiert sind, übersprungen werden können.
Anfänglich musste ich mit Verstopfung, Blähungen und Übelkeit kämpfen. Das kannte ich ja schon. Nur dauerte es diesmal wieder etwas länger als letztes Mal. Die Regenerationszeit verlängert sich also. Dazu gesellten sich noch Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Kurzatmigkeit.
Ich bin so froh, dass wir keine Villa bewohnen. Die Strecke "Bett - WC" (ca. 8 m) kann einem schon den Atem rauben. Man freut sich auf die Erholungsphase, die ja auch Entspannung bringen soll (WC) - blöd nur wenn dort 1. Nix passiert, was 2. Die Pause verkürzt (Doppelfrust). Später wurde auch zeitweilig Durchfall aktuell. Doch auch das förderte neue Erkenntnisse über ungünstige Kombinationen zu tage. Einerseits die Verbindung "Durchfall - Kraftlosigkeit - Gehbehinderung" und "Kinder, die z.B. die Klobrille mit Papier belegen (rutschig) - Durchfall" andererseits. Der Rest obliegt der Fantasie des Lesers. Ausführungen dazu könnten Titel wie "knapp ist gar kein Ausdruck" tragen.
Zur Kontrolle war dann auch wieder eine Blutabnahme nötig, was mir kurzfristig 6 (!!!) neue Löcher in meinem rechten Arm einbrachte - autsch - dann wurde doch noch eine passende Vene gefunden. Im Rahmen der folgenden Besprechung mit dem Prof. im AKH wurde das Intervall der Chemo - de facto die Pause verlängert. Die 4. Runde startete also nicht am 24. Juni sondern am 6. Juli. Das wiederum hatte zur Folge, dass ich dankenswerterweise (ehrlich) an den Abschlussfeiern meiner Kinder (Kindergarten, Musikalische Früherziehung, Tanzen, Volksschule, Flöte, Hort, Turnen - uff) zumindest teilweise teilnehmen konnte. Und das freute nicht nur meine Kinder.
Auch unseren 10. Hochzeitstag konnte ich ein wenig mit meiner Frau feiern und genießen. Ich hatte da ein paar Ideen und konnte meine Frau mehrfach positiv überraschen. Da kann ich nur eine bekannte Serienfigur der 90er zitieren. "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!" (Col. Hannibal Smith, das A- Team).
Anfang Juli hatte ich dann wieder mit Verstopfung zu kämpfen, diesmal recht schmerzhaft sowie Probleme mit der Leber. Das konnte aber mittels abführendem Tee und der guten alten Wärmflasche gelöst werden.

So, mittlerweile ist der 2. Tag fast gelaufen (ca. 20:00) die 24 Std.- Infusion (eigentlich 26 Std.) ist drin und mein Aufenthalt hier neigt sich dem Ende zu. Ich hänge noch eine Nacht dran, dann muss ich beispielsweise nicht bis 21:00 auf den Heimtransport warten, um dann gegen 22:00 endlich heimzukommen.
Tatsächlich durfte ich noch um 22:30 meine Medikation diskutieren - naja.


...
Die Tatsache, dass es innerhalb der letzten zwei Tage 2 Todesfälle auf der Station gab, lässt einen auch nachdenklich werden. Nicht, dass ich Angst hätte. Nein, ich bin eigentlich froh, dass die nicht in meinem Zimmer passiert sind. Es geht mir auch nicht um meine Person oder Krankheit. Vielmehr verfolgen mich Bilder von trauernden Hinterbliebenen, auch von meinen.

Tag 3; 08:00;
Geduscht, gefrühstückt, gepackt, gelangweilt, geh bitte!!


Euer MP (Laienmediziner f. Onkologie, Thoraxchirurgie und Orthopädie)

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