Dienstag, 26. Mai 2009

Die Qual der Wahl bei der Wahl der Qual


Die letzte Besprechung hat also etwas ergeben - "na no na ned" (Ausdruck des Unglaubens).


Folgende Dinge dürften durch die Computertomographie erkannt worden sein:

1) Der Tumor in der Hüfte ist, wie er ist - nicht größer und nicht kleiner.
2) Der Tumor auf der Leber ist gleich groß, aber offensichtlich irgendwie anders - es gab also Veränderungen.
3) Die Tumore in der Lunge könnten, zumindest teilweise, kleiner geworden sein.

Hvad betyder det på tysk? (dänisch) =
Wos hast des auf deitsch?

Aus meiner Sicht bedeutet das, dass ich kein Feuerwerk abbrennen werde um meine Heilung zu feiern. Logisch, oder? Ich bin aber der Meinung, dass man doch erkennen kann, dass wir uns (also "mein" Professor und ich) auf dem richtigen Weg befinden.

Die Chemo hat also etwas zum positiven verändert. Wahrscheinlich sind auch die Veränderungen im Lebertumor ein gutes Zeichen.

Mir bleibt hier also eh keine Wahl und so habe ich meine "Qual", die nächste Chemo ab 3. Juni zu absolvieren. Danach noch eine Runde und wieder ein CT und Befund und ...

Für mich war es aber trotzdem nicht die ungetrübte Freude, die mich erreichte, sondern eben auch die Erkenntnis, dass die Chemotherapien weiter gehen - na super. Aber auch bei einem anders gearteten Befund hätte sich vermutlich nicht viel verändert.

Die Qual der Wahl bei der Wahl der Qual stellte sich also nicht wirklich.

... und auch das kann ein Vorteil sein.


Euer MP (Laienmediziner f. Onkologie, Thoraxchirurgie und Orthopädie)


2273Blocksatz

Mittwoch, 13. Mai 2009

Bauchweh

Dass "Bauchweh" auch ein mentaler Zustand sein kann, mag im ersten Moment etwas seltsam wirken, stimmt aber bei genauerer Betrachtung irgendwie doch. Zwar habe ich mit meiner Verdauung durch die vergangene Chemotherapie immer noch Probleme, möchte aber an dieser Stelle auf eine genauere Auflistung verzichten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die geneigte Leserschaft es mir danken wird.

Mein "Bauchweh", das mentale also, bezieht sich auf meinen morgigen Termin (Do 14. Mai) im AKH, der ein Kontroll CT beinhaltet. (CT= Computertomografie - in meinem Fall Thorax/ Abdomen - also Brust- und Bauchraum) Dieses CT soll Klarheit darüber bringen, was die zwei Zyklen Chemotherapie "gebracht haben" - also Aufschluss darüber geben, ob sich an den vorhandenen Tumoren irgendetwas verändert hat. Spannende Sache!
Das "Bauchweh" wird sich aber noch eine Woche ziehen, da ich erst nächste Woche zur Befundbesprechung bei "meinem" Professor bin (a.o. Univ. Prof. Dr. Thomas Brodowicz). Eventuell kann ich aber auch schon früher irgendwie an diesen Befund kommen - mal sehen - denn ich habe keine Lust mehr auf "Bauchweh". Weder psychisch noch mental - also - weder körperlich noch physisch - also oben nicht und unten auch nicht. ;-)

Euer MP (Laienmediziner f. Onkologie, Thoraxchirurgie und Orthopädie)

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Freitag, 8. Mai 2009

Sommerillusion


Ich liege auf einer Wiese. Eine dieser alpinen Sommeralmwiesen, die nach Gräsern und Blumen duftet und auf welcher man sich nach einer kleinen Wanderung ein wenig ausruht bevor man weiter geht. Über mir die Sonne, die einen angenehm wärmt, während man sich auf das noch ein wenig feuchte, und daher kühlende Lager legt. Die Sonne scheint und ein paar schneeweiße Wolken ziehen über den perfekt blauen Himmel von Gipfel zu Gipfel. Unten im Tal liegt der kleine tiefblaue See, der noch zu kalt ist um darum zu schwimmen, obwohl die Luft jetzt tagsüber schon sehr warm wird.

Ich liege also auf dieser Wiese und genieße die Ruhe, die sanft durch das Summen der Bienen und das Rauschen der etwas entfernteren, sehr alten dunklen Tannen unterstrichen wird. Das Rauschen erinnert ein wenig an eine sehr ruhige Meeresbrandung - ruhig und gleichmäßig, aber doch sehr kräftig und unabwendbar.
Die Bienen, die Tannen, der Wind, die Brandung ... Bumm, Bumm, Bumm, ...
So schön hier zu entspannen ... Bumm, Bumm, Bumm, ...
Die Sonne, die Wolken, die Berge ... Bumm, Bumm, Bumm, ...
Die Nachbarin bekommt ein neues Bad ... Bumm, Bumm, Bumm, ...
... und heute werden die Fließen abgeschlagen ... Bumm, Bumm, Bumm, ...

Das war vor ein paar Tagen und es war nicht so schlimm, denn es war ein handgewerktes ... Bumm, Bumm, Bumm, ... und kein elektrifiziertes, maschinelles, hirnzerfetzendes Brrrrrr, Brrrrrrrrrrrrr.

Wie auch immer - ein wenig hat es in meinem autosuggestivem Regenerationsszenario gestört. Aber ich kann da niemandem böse sein. Erstens ist die Nachbarin - also die "von drunter" - schon vor ca. 30 Jahren so eine Art Zweitmama gewesen. Wenn beispielsweise der kleine Michi den Türschlüssel vergessen hatte und von der Schule heimkam. Und zweitens wusste ich ja schon vorher, dass diese Arbeiten passieren.

Ich bin noch immer am Regenerieren - also hauptsächlich medikamentös unterstützt schlafen.

Die nächste Woche sollte besser werden.

Auch mit einem anderen Soundtrack als letztens:

Dave Edmunds - I Hear You Knocking

John Lee Hooker - BOOM BOOM BOOM

and finally the eighties

Just-an-illusion -- Imagination

Euer MP (Laienmediziner f. Onkologie, Thoraxchirurgie und Orthopädie)






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